Ralf Häder, 53, Geschäftsführer des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung
Als Geschäftsführer des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung habe ich ein ganz besonderes Verhältnis zur Zeitarbeit.
Wir kooperieren mit dem iGZ, weil wir der Überzeugung sind, dass Zeitarbeit einen wichtigen Beitrag zur Integration von Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche leisten kann. Laut Wissenschaft stützt sich unsere menschliche Identität und unser Fortbestehen auf fünf tragende Säulen: Gesundheit, Familie, Arbeit, finanzielles Auskommen und persönliche Werte. Arbeit spielt dabei eine entscheidende Rolle, weil sie die Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe ist.
Personaldienstleister bieten in der Regel einen diskriminierungsfreien Zugang zu Arbeit. Vorurteile spielen keine Rolle, es zählt in erster Linie, was jemand kann. Zeitarbeit ist für uns mit Blick auf den hohen persönlichen Stellenwert der Arbeit ideal, weil der Einstieg niedrigschwelliger ist und nicht unbedingt aufwendige Bewerbungen geschrieben werden müssen. Mit unserer bundesweiten Kooperation haben wir direkten Kontakt zu den Arbeitgebern und können arbeitslosen Hilfesuchenden Brücken in eine Beschäftigung in der Zeitarbeit bauen.
Zeitarbeit bietet noch einen Vorteil: Oft ist es schwer zu erkennen, ob ein Bewerber eine Lese- und Rechtschreibschwäche hat. In den mittelständischen zumeist familiär geführten iGZ-Mitgliedsunternehmen herrscht im Normalfall aber ein so gutes Vertrauensverhältnis zwischen Personaldisponenten und Zeitarbeitnehmern, dass die Hemmschwelle, darüber zu sprechen, geringer ist. Und das ist der erste Schritt, das Problem zu beheben. Denn mit Aussicht auf einen guten Job haben Betroffene eine sehr viel höhere Motivation, Lesen und Schreiben zu lernen. Zeitarbeit ist damit eine sehr gute Sozialarbeit zur Integration funktionaler Analphabeten.